Empfang in der ständigen Vertretung Deutschlands

Für Mittwoch hat die deutsche Vertretung eine ganztägige Veranstaltung für Teilnehmer des Carlo Schmid Programms organisiert. Nach anfänglichem Zögern entscheide ich mich, daran teilzunehmen und den UN Sitzungen fernzubleiben. Die Tagesordnung dieser Veranstaltung lässt darauf schließen, dass es vor allem um Karrieremöglichkeiten in internationalen Organisationen geht.

Nach einem Kaffee wird die Veranstaltung von Botschafter Michael Steiner im abhörsicheren Konferenzraum der Vertretung eröffnet. Michael Steiner war vorher außenpolitischer Berater des Bundeskanzlers und ist relativ bekannt. Er spricht dann auch recht offen über die Personalprobleme Deutschlands in internationalen Organisationen. Anschließend sprechen seine Kollegen über die Politik Deutschlands bei internationalen Organisationen in Genf, die Rolle der Vertretung und den Tagesablauf eines Mitarbeiters. Eher interessant war der Vortrag eines Mitarbeiter der UN Flüchtlingsorganisation über die Arbeit seiner Organisation und die Möglichkeiten, bei dieser einen Job zu bekommen. Ich erspare mir hier die Details. Grundsätzlich jedoch machen mir die Präsentationen nicht gerade Appetit darauf, längerfristig in der Vertretung oder einer internationalen Organisation in Genf zu arbeiten. Interessant für mich war noch, dass ein Mitarbeiter der Vertretung seinen Tagesablauf erörterte und es sich bei ihm um den Vertreter Deutschlands in den Sitzungen der Arbeitsgruppe über die Erklärung der Rechte indigener Völker handelte. Aus seiner Präsentation wurde sehr deutlich, dass er hier sonst nur solche Organisationen betreut, die mit Wirtschaft und Handel zu tun haben. Auf dem anschließenden Gang zum Restaurant hatte ich Gelegenheit, ihn in ein kurzes Gespräch zu verwickeln. Es wurde für mich ziemlich deutlich, dass er nur ein oberflächliches und von Unkenntnis und Stereotypen gekennzeichnetes Bild von indigenen Völkern und deren Problemen und Aspirationen hat. Ohne auf die Details einzugehen fand ich es recht enttäuschend, dass Deutschland von derart wenig geeigneten Personen vertreten wird in Angelegenheiten, die für viele der etwa 350 Millionen Mitglieder indigener Gruppen von erheblicher Bedeutung sind. Ich sprach auch mit einer Praktikantin der Vertretung, die auch an den Sitzungen teilnimmt und noch weniger von deren Gegenstand versteht.

Im Restaurant der Weltorganisation für geistiges Eigentum gab es dann Mittag in drei Gängen, während derer ein Vertreter der Interessenorganisation deutscher Mitarbeiter in internationalen Organisationen über seine Arbeit und die damit verbundenen Probleme sprach. Als wir anschließend wieder in der Vertretung angekommen waren, gab ein Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation einen Vortrag über Karrieremöglichkeiten in internationalen Organisationen und Hinweise für die anspruchsvollen Bewerbungsprozeduren. Dem Vortrag folgte nach einer Kaffeepause eine Paneldiskussion zwischen 8 deutschen Mitarbeitern internationaler Organisationen über Jobs und Karrieremöglichkeiten. Auch hier will ich nicht auf die Details eingehen. Erwähnenswert war für mich noch, dass im Verlauf mehrfach erwähnt wurde, dass die ILO für ihre kurzfristigen und minderwertigen Arbeitsverträge berüchtigt ist. Der anschließenden Diskussion folgte ein Empfang in der Vertretung einschließlich Häppchen.

An der ganzen Veranstaltung fand ich bemerkenswert, wie offen jeder Bestandteil dazu diente, Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen, die Selbstverständlichkeit, mit der die Teilnehmer davon Gebrauch machen und den Nachdruck und die Offenheit, mit dem die Vertretung Deutsche in internationale Organisationen zu befördern versucht.

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