Nachdem für meine Unterkunft gesorgt ist kann ich mich nun auf die Arbeit konzentrieren. Heute setzte ich mich erstmalig mit meinen Kollegen zusammen, um zu beraten, welche Aufgaben ich übernehmen kann. Bis auf weiteres haben wir uns auf drei Aktivitäten geeinigt, um die ich mich kümmern soll und ich bin mit dem Ergebnis ziemlich zufrieden.
Erstens bereitet die Abteilung gegenwärtig ein Projekt in Kambodscha vor, welches gerade im Prozess der Planung und Genehmigung ist. Interessanterweise ist Kambodscha für die nächsten Monate und vielleicht Jahre das Land, in welchem diese Abteilung die umfangreichste Intervention vorsieht. Meine Kenntnis der lokalen Verhältnisse bringt mich dabei in eine vorteilhafte Situation. Die erste Aufgabe ist für mich, den Projektentwurf durchzusehen und zu kommentieren und weiterhin im Dialog mit den Projektverantwortlichen zu bleiben. Die zweite Aufgabe ist, am Fallbeispiel Kambodscha zu zeigen, wie die Operationen unterschiedlicher ILO Projekte direkt auf indigene Völker einwirken. Diese Fallstudie soll als Grundlage dienen, um die konkreten Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern der ILO (z.B. Projekte gegen Kinderarbeit, Menschenhandel, Prostitution, für Beschäftigung und Infrastruktur usw.) und indigenen Völkern aufzuzeigen und darzustellen, wie das von Konvention 169 bereitgestellte Instrumentarium zum Erfolg von solchen Projekten beitragen kann, zu deren Zielgruppe Mitglieder indigener Gruppen zählen. Die dritte Aufgabe ist, einen Newsletter für das Projekt zu entwickeln. Hier kann ich selbst thematische Schwerpunkte setzten und eigene Initiativen entwickeln.
Insgesamt verlief das Gespräch sehr in meinem Interesse und ich bin mit dieser Entwicklung sehr zufrieden. Denn die typischen Praktikahnenjobs sind nicht dabei. Außerdem kann ich unmittelbar das Wissen anwenden, welches ich mir durch meine Diplomarbeit angeeignet habe und auf den Erfahrungen aufbauen, die ich in diesem Zusammenhang in Kambodscha gemacht habe.
Nach der Arbeit fahre mit der Bahn zu einem Geschäft, welches mir gestern von der Fahrradvermietung empfohlen wurde, um eventuell ein gebrauchtes Fahrrad zu kaufen. Nachdem ich eine Weile darüber nachdachte, schien mir diese Option sinnvoller, als die Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsbetriebe zu kaufen. Erstens dürfte es billiger sein und außerdem bekomme ich Bewegung und bin unabhängig von den Fahrplänen. In dem Laden finde ich vier Fahrräder, alles Mountainbikes, denen man deutlich ansieht, dass sie gebraucht sind. Keines der Räder ist besonders hochwertig und alle kosten zwischen 140 und 200 Franken. Ich mache eine Probefahrt mit dem Rad, welches den besten Eindruck macht. Die Räder haben zwar eine leichte Acht aber im Ganzen finde ich das Angebot akzeptabel und kaufe das Rad für 200 Franken. Anschließend kaufe ich in einem Geschäft in der Nähe ein Schloss und fahre mit meinem neuen Rad nach hause. Ich bin ziemlich zufrieden, dass ich wieder einen Schritt weiter bin.