Türkei – Aspendos

Für heute haben wir uns entschlossen, Aspendos zu besuchen, laut Reiseführer das besterhaltene Theater der Antike, welches zwischen Side und Antalya liegt, etwa 50 km von Side entfernt. So fahren wir am Morgen zum Autovermieter, um den Clio für einen weiteren Tag zu verlängern. Anschließend fahren wir auf der nun schon vertrauten Strasse Richtung Antalya. Etwa 45 km vor Antalya biegen wir, nachdem wir den Fluss Köprü (der antike Eurymedon) überquert haben, auf die Nebenstrasse nach Aspendos ab.

Von hier ist das Theater nur vier Kilometer entfernt. Nach wenigen Minuten kommen wir an einer antiken Brücke vorbei, die von den Römern gebaut und im 13. Jahrhundert von seldschukischen Ingenieuren erneuert wurde. Wir fahren weiter und nachdem wir ein Dorf passiert haben, erreichen wir den Parkplatz, der sich unmittelbar vor dem Eingang des Theaters befindet. Nur wenige Autos parken hier. Wir begeben uns zum Eingang, nachdem wir zwei herbeieilenden Türken versichert haben, dass wir an Lederjacken nicht interessiert sind und auch kein Geld wechseln möchten. Letzteres stellt sich jedoch als unzutreffend heraus, denn wir haben kein türkisches Geld mehr und als Entgelt für die Eintrittskarten werden Euro nicht akzeptiert, im Gegensatz zu jeder anderen Gelegenheit, bei der wir bisher Geld ausgegeben haben. Eine Karte kostet 10 Millionen türkische Lira und wir haben keine andere Wahl, als bei dem einzigen Geldwechsler zu tauschen, der uns dafür 14 Euro abknöpft und den Rest von 20 Euro in kleinen Münzen herausgibt.

Das Theater ist von bemerkenswerter Größe. Laut Reiseführer unterscheidet es sich von anderen antiken Theatern darin, dass das Bühnengebäude in voller Höhe erhalten ist. Auch die Ränge sind gut erhalten und fassen angeblich über 20 000 Zuschauer.

Wir verbringen hier einige Zeit, laufen die Ränge des Theaters ab und machen einige Fotos, während sich das Theater mit Besuchern füllt.

Leider liegt das vielgepriesene Bühnengebäude während unseres ganzen Aufenthaltes im Schatten.

Die überwiegend deutschen Besucher testen die Akustik durch lautes Rufen und Jodeln und auch ein kleiner Laienchor versucht sein Glück. Die Akustik ist ziemlich gut, im Gegensatz zu den Darbietungen.

Dann verlassen wir das Theater und laufen auf einem Trampelpfad den Berg hoch, an dessen Hang das Theater gebaut ist.

Von der Rückseite des Theaters aus gelingt es uns, auf die den Besucherraum abschließende Arkadengalerie zu klettern, was so wahrscheinlich nicht vorgesehen ist. Von hier hat man einen guten Überblick und erkennt, wie reizvoll das Theater in die umgebende Landschaft eingebettet ist.

freestyle-Bild von Uwe

Wir verlassen das Theater und steigen weiter auf den Berg, auf dem sich die Ruinen der antiken Stadt Aspendos befinden. Von hier hat man einen guten Blick Richtung Osten über das Theater hinweg auf die fruchtbare Ebene und die Berge.

Auf dem Berg, Richtung Nordwest: links die imposante Ruine des Nymphäums (wir witzeln eine Weile über die möglichen Zwecke einer solchen Einrichtung) und rechts der Nordbau einer 105 Meter langen Markt- und Gerichtsbasilika, von der ansonsten nur noch die Fundamente stehen.

Blick von Norden auf die Basilika.

Wir laufen auf dem Berg entlang zu dessen Nordseite. Von hier sieht man die Berge und die andere große Attraktion dieses Ortes: das besterhaltene Aquädukt Kleinasiens, welches im zweiten Jahrhundert nach Christus von den Römern gebaut wurde.

Diese einzigartige Wasserleitung versorgte die Oberstadt von Aspendos mit dem Wasser einer 20 km entfernten Bergquelle. Um die Ebene zu überbrücken, wurde ein geschlossenes Röhrensystem gebaut, welches auf etwa 100 Arkaden ruhte und nach dem Prinzip kommunizierender Röhren in Form einer Druckwasserleitung funktionierte. Das Wasser wurde durch geschlossene Tonröhren in Wasserbecken geleitet, die sich auf zwei Türmen befinden. Einer dieser Türme ist links im Bild, während der andere etwa in der Bildmitte zu erkennen ist.

Von hier laufen wir weiter zur westlichen Seite.

Blick nach Osten: rechts die Fassade des Nymphäums, in der Mitte die Ruine des Bouleuterions.

Blick nach Nordosten: links der Nordbau der Markt- und Gerichtsbasilika.

Links im Bild sind die Reste einer 70 Meter langen, zweistöckigen Markthalle. Außer den Fundamenten sind nur noch Wände übrig, die die Halle in gleichmäßig große Läden unterteilte.

Blick nach Nordwesten: unten die Gewölbe, auf denen die Gerichtsbasilika stand.

Der Boden ist überall mit dichten Büschen überwachsen. Gelegentlich treffen wir auf Ziegen, die von Einheimischen gehütet werden.

Wir machen uns wieder auf den Rückweg. Die Mittagszeit ist längst vorbei. Da wir im Dorf nichts zu Essen finden, fahren wir zurück zur Brücke, an der wir zuvor ein kleines Restaurant entdeckt hatten. Auf dem Weg kommen wir an einigen Leder- und Schmuckfabriken vorbei, in die offenbar die Gäste von Werbeverkaufsfahrten auf dem Weg nach Aspendos gekarrt werden.

An der Brücke gibt es außer dem Restaurant eine Reihe von Markständen, in denen die üblichen Artikel relativ aggressiv an die wenigen Touristen verkauft werden. Wir bestellen uns etwas zu essen und beobachten, wie einige Reisebusse ankommen, über deren Insassen die Verkäufer unverzüglich herfallen. Anschließend können sich die Leute die Brücke ansehen und werden dann nach kurzem Aufenthalt wieder weitergefahren. Der Anblick macht uns froh, dass wir mit dem Auto einen hohes Maß an Freiheit haben und selbst bestimmen können, wann und wohin wir gehen.

Nach dem Essen ist der Nachmittag schon fortgeschritten und wir beschließen, wieder nach Antalya zu fahren. Hier kommen wir in den um diese Zeit äußerst hektischen Berufsverkehr und sind froh, in der Nähe des Hafens einen Parkplatz zu finden. Von hier laufen wir zunächst eine lange Einkaufsstrasse entlang und dann zum Basar. Anschließend begeben wir uns wieder in die Nähe des Hafens, wo wir einige Sehenswürdigkeiten ablaufen. Zum Fotografieren ist es nun schon zu dunkel.

Dann laufen wir eine Strasse zum Hafen runter, wo wir uns eine Weile ins leere Freilichttheater setzen und ausruhen. Irgendwann kommt ein Junge vorbei, der Muscheln als Snack anbietet und uns versichert, es würde sich um türkisches Viagra handeln. Später laufen wir weiter, um den Hafen herum und auf der Kaimauer entlang, von dort auf einer Treppe nach oben zur alten Stadtmauer und von hier durch die dunklen Gassen der Altstadt zurück zur Hauptstrasse. In einem lokalen Imbiss essen wir auf dem Dach Döner mit Blick auf eine belebte Kreuzung. Dann gehen wir zurück zum Auto und machen uns auf die lange Heimreise nach Side.

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